Operationen am Pankreas werden aus den verschiedensten Gründen ausgeführt. Für die Wahl der Methode sind die Krankheit der Patientin oder des Patienten und die hierdurch verursachte Symptomatik ausschlaggebend. Der Operateur wird in der Regel vor dem Eingriff mit dem oder der Kranken sprechen und seinen Plan erläutern. Gelegentlich ergibt sich aber während der Operation ein etwas anderes Bild als im Vorgespräch diskutiert, so dass dann etwas anders vorgegangen werden muss. So ist das maßgeschneiderte Vorgehen, für jeden Patienten individuell die richtige Lösung zu finden, möglich.
Bei diesen Verfahren werden Abflussstörungen, die bei der Erkrankung aufgetreten sind, beseitigt. Am häufigsten werden Pseudozysten, die sich im Verlauf einer Pankreatitis bilden können, auf diese Weise operiert. Die Pseudozyste wird geöffnet und mit einer ausgeschaltete Dünndarmschlinge verbunden, so dass das gestaute Sekret abfließen kann.
Ist im Verlauf einer chronischen Pankreatitis der gesamte Pankreasgang erweitert, so wird gelegentlich die gesamte Bauchspeicheldrüse aufgeschnitten und die so geöffnete Drüse auf eine ausgeschaltete Dünndarmschlinge aufgenäht. Dies führt zu einer oft nur vorübergehenden Besserung des Abflusses des Pankreassekretes und damit zu einer Schmerzverringerung.
Wird der Zwölffingerdarm durch einen Pankreaskopftumor verschlossen, wird die aufgenommene Nahrung nicht mehr weitertransportiert. Kann dem Patienten der Tumor nicht mehr ganz entfernt werden, so bietet es sich an, ihm das Leben zu erleichtern und ihm wenigstens normales Essen zu ermöglichen.
Bei dieser Operation wird der Magen mit einer oberen Dünndarmschlinge verbunden, sodass die Nahrungspassage wieder möglich wird, indem sie an dem verschlossenen Duodenum vorbeigeleitet wird. Dieses Verfahren heißt: Gastroenterostomie. Wird durch einen Pankreaskopftumor der Abfluss des Gallensekretes verhindert, entsteht eine Gelbsucht – ein sog. Ikterus. Verdauungsstörungen und ein massiver Juckreiz treten dann oft auf. Durch die neue Verbindung des Gallenganges an eine Dünndarmschlinge kann dieses Problem gelöst werden. Dieses Verfahren wird biliodigestive Anastomose genannt.
Durch Tumoren oder Entzündungen der Bauchspeicheldrüse werden unterschiedliche Operationen notwendig. Hierbei ist sowohl das operative Vorgehen als auch die sinnvolle postoperative Nachsorge nicht einheitlich, sondern immer individuell auf den Patienten zugeschnitten. In jedem Fall wird ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt.
Grundsätzlich wird angestrebt, organsparend zu operieren, um möglichst viel funktionsfähiges Gewebe zu erhalten. Dabei muss bei Tumoren immer ein ausreichender Sicherheitsabstand im gesunden Gewebe eingehalten werden. Ob dieser ausreicht, wird durch den Pathologen überprüft, der das kranke Gewebe zur Untersuchung erhält.
Operationen an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) eignen sich – wie viele andere Operationen – für Schlüssellochoperationen (sogenannte minimalinvasive oder laparoskopische Operationen). Dabei wird über vier bis fünf kleine Schnitte mithilfe einer Kamera operiert. Die Vorteile gegenüber herkömmlichen OP-Verfahren liegen vor allem im besseren kosmetischen Ergebnis sowie dem oft geringeren Schmerzmittelbedarf nach der Operation.
In der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg bieten wir dieses Operationsverfahren bei gutartigen Veränderungen der Bauchspeicheldrüse (zystische Tumore, endokrine Tumore, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung) an.
Dieses Verfahren wird bei Tumoren oder Entzündungen im Pankreasschwanz oder Teilen des Pankreaskörpers angewendet. Bei dieser Operation wird ein mehr oder weniger großer Teil des Pankreas entfernt. In der Regel wird der Pankreasgang an der Trennlinie verschlossen. In manchen Fällen wird eine Drainage des Ganges an eine ausgeschaltete Dünndarmschlinge vorgenommen. Es wird versucht, bei dieser Operation die Milz zu erhalten. Dies ist aber nicht immer möglich, weil die Blutgefässversorgung von Pankreasschwanz und Milz oft gemeinsame Verbindungen haben. Außerdem wird in der Regel die Gallenblase entfernt, um späteren Komplikationen vorzubeugen.
Die Folgen nach der Operation sind abhängig von den entfernten Anteilen des Pankreas. Es können Funktionsstörungen durch Mangel an Verdauungsenzymen und auch Diabetes mellitus auftreten. Musste die Milz entfernt werden, entstehen Veränderungen in der Infektabwehr. Durch Erhöhung der Blutplättchenanzahl (Thrombozyten) kann es zu einer gesteigerten Thromboseneigung kommen.
Es handelt sich um ein Verfahren, das ganz vorwiegend der Behandlung der chronischen Pankreatitis dient. Der Vorteil dieser Methode ist es, dass weniger Gewebe verloren geht und damit organschonender vorgegangen wird. Daraus resultieren auch geringere Spätfolgen bei gleich guten oder besseren Resultaten gegenüber der älteren Operationen.
Bei dieser Operation wird der Pankreaskopf aus dem Duodenum heraus geschält. Dies ist technisch sehr anspruchsvoll. Der Gallengang muss geschont werden, damit der Abfluss der Gallenflüssigkeit in den Zwölffingerdarm nicht gestört wird. Das verbleibende Pankreas wird dann an eine ausgeschaltete Dünndarmschlinge angenäht. Dieser Operationsteil ist besonders diffizil, weil diese Verbindung zwischen dem Pankreas, seinem Gang und dem aufgenähten Dünndarm erheblichen Belastungen durch das aggressive Bauchspeicheldrüsen-Sekret ausgesetzt ist. Die Gallenblase wird entfernt, um späteren Komplikationen des Gallenabflusses vorzubeugen. Der Magen und das Duodenum bleiben komplett erhalten. Der noch gebildete Bauchspeichel wird in den oberen Teil des Dünndarms zu der Nahrung und dem Gallesekret zugeleitet, damit die Verdauung normal funktionieren kann. Gelegentlich ist es notwendig, wenn sich der Gallengang nicht aus dem entzündeten Gewebe des Pankreaskopfes herauslösen lässt, auch den Gallengang an eine Dünndarmschlinge anzunähen (so genannte biliodigestive Anastomose, siehe Pankreaslinksresektion oben).
Die Folgen nach der Operation hängen von dem Ausmaß der verlorenen Funktionen der Bauchspeicheldrüse ab. Durch das Verschwinden der Schmerzsymptomatik kann der Patient in der Regel wieder normal essen. Unter diesen postoperativen Bedingungen kann eine exakte Beurteilung der verbliebenen Stoffwechsel-Funktion erfolgen und daraus die notwendige Behandlung abgeleitet werden. (Enzymersatz, Diabetestherapie, Vitamingaben).
Diese Operation wurde bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts ausgeführt. Aber erst durch die Verbesserung der Narkosebedingungen hat sie in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts ihren Durchbruch als Standardbehandlung des Pankreaskopftumors gewinnen können. Diese Methode wird heute noch angewendet, allerdings gibt es eine große Zahl von Variationen. Beim klassischen "Whipple" werden 2/3 des Magens, das Duodenum, die Gallenblase und der Pankreaskopf entfernt. Hierdurch gelingt es, an die bei einer Tumorentfernung wichtigen Lymphabflusswege, die Lymphknoten, zu kommen. Diese müssen zur Sicherheit mit entfernt werden, um dann vom Pathologen untersucht werden zu können. In ihnen finden sich die ersten kleinen Metastasen des Pankreaskrebses. Die Schwierigkeit dieser Operation ist die Verbindung des verbleibenden Pankreas mit einer ausgeschalteten Dünndarmschlinge, weil an dem Verbindungsgang (Anastomose) zwischen Darm, Pankreasgang und Pankreasgewebe das aggressive Bauchspeicheldrüsen-Sekret die Nahtstelle angreift. Da das Duodenum entfernt wird, muss auch der Gallengang in eine ausgeschaltete Dünndarmschlinge eingenäht werden.
Die Folgen dieser Operation können verschiedene Ursachen haben. Das Ausmaß der Pankreaskopfresektion bestimmt die Funktionsverluste der Bauchspeicheldrüse mit den nachfolgenden Störungen (Enzymmangel, Diabetes mellitus und Vitaminresorptionsmangel). Ferner kann die Magenteilentfernung zu verschiedenen Komplikationen führen (Dumping-Syndrom, fehlendes Magenreservoir, Vitamin-B-12-Mangel, bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms etc.) Die Einengungen der Gallenwegsanastomose mit nachfolgender Behinderung des Gallenabflusses oder die genannte bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms können zu aufsteigenden Gallenwegsentzündungen führen. Bei der Variation des Magenerhaltes kann an der neu angelegten Verbindung zwischen Magen und Darm eine Einengung der Anastomose zu einer Magenentleerungsstörung führen.
Dieses relativ neue Verfahren erlaubt es, bei Tumoren der Papille, also des Ausführungsganges des Gallen- und Pankreassekretes, durch die alleinige Entfernung des Duodenums den Pankreaskopf zu schonen. Auf diese Weise werden zwar komplizierte Nahttechniken notwendig, weil der Bauchspeicheldrüsengang, der Gallengang und der Magen an den Dünndarm neu angeschlossen werden müssen, aber es gelingt, sehr organschonend zu operieren. Früher musste bei diesen Patienten die Whipple'sche Operation angewendet werden.
Folgen dieser Operation können nur durch Störungen an den Organverbindungen (Anastomosen) entstehen. Da diese Technik aber noch relativ jung ist, liegen hier noch keine großen Langzeituntersuchungen vor.
Bei dieser Operation wird die gesamte Bauchspeicheldrüse entfernt. Begleitend werden die Milz, 2/3 des Magens, das Duodenum und die Gallenblase reseziert. Technisch ist dieses Verfahren durch den Wegfall der Anastomose mit dem Pankreas eher einfacher auszuführen als der klassische Whipple. Auch hier muss der verkleinerte Magen mit dem Dünndarm verbunden werden. Die nachfolgenden Probleme für den Patienten sind aber erheblich. Deshalb wird diese Operation nur als letztes Mittel angewandt, wenn keine Möglichkeit besteht, noch Pankreasgewebe zu erhalten. In jedem Fall muss eine neue Verbindung zwischen dem Gallengang und einer ausgeschalteten Dünndarmschlinge angelegt werden. Auch bei dieser Operation gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Varianten, so wird versucht, den Magen oder die Milz oder beides zu bewahren.
Die Hauptprobleme dieser Operation bestehen in der Stoffwechselführung dieser Patienten. Der Diabetes ist schwierig zu behandeln: Es fehlt neben dem Insulin dessen Gegenspieler, das Glukagon komplett. Das bedeutet, dass eine sehr große Gefahr für Hypoglykämien (Unterzuckerung) besteht. Durch die Magenoperation können die beim Whipple genannten Komplikationen ebenso eintreten, sie sind aber gravierender, weil der Diabetes eine regelmäßige Nahrungszufuhr verlangt, damit das gespritzte Insulin nicht zu Unterzuckerung führt. Resorptionsstörungen und Vitaminmangel durch unsichere Resorption der Nahrung kommen hinzu. Die Milzentfernung bedeutet eine Minderung der Infektabwehr und häufig eine Vermehrung der Thrombozyten (Blutplättchen) und damit eine zusätzlich erhöhte Thrombosegefahr, ist diese doch bei Tumorpatienten sowieso erhöht.
Findet sich ein kleiner nicht-bösartiger Tumor im Pankreaskorpus, kann man diesen gelegentlich organsparend entfernen. Das bedeutet, dass der Pankreaskopf mit dem Duodenum und der Pankreasschwanz mit der Milz hierbei erhalten bleiben können. Aufgrund dieser organsparenden Variante muss jedoch eine besondere Aufmerksamkeit auf die Rekonstruktion zwischen den beiden Pankreasteilen gelegt werden damit der Bauspeichel weiterhin gut abfliessen kann und auf der anderen Seite keine Pankreasfisteln entstehen. Diese anspruchsvollen Rekonstruktionen erfordern absolute Spezialisten und sollten ausschließlich in Zentren mit umfassender Erfahrung in der Durchführung dieser seltenen Eingriffe, wie im EPZ, erfolgen.
Die Vorteile dieser organ-sparenden Operation liegen in der Aufrechterhaltung der endokrinen (Blutzucker) und exokrinen (Verdauungsenzyme) Funktion der Bauchspeicheldrüse, da weniger Pankreasgewebe entfernt wurde. So haben Patienten nach einer Pankreassegmentresektion ein signifikant erniedrigtes Risiko einen insulin-pflichtigen Diabetes mellitus zu entwickeln und benötigen nach der Operation ebenfalls weniger Verdauungsenzyme.
Autor: Dr. med. Thomas Hank