Please ensure Javascript is enabled for purposes of website accessibility

Entzündungen der Bauchspeicheldrüse

Pankreatitis / akut oder chronisch

Akute Pankreatitis

Oft schwerwiegender Verlauf mit Notwendigkeit intensivmedizinischer Behandlung

Bei der akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse kommt es zunächst zu einer Flüssigkeitseinlagerung in die Zellen und Schwellung (Ödem), wodurch eine Zellschädigung entsteht. Da das Pankreas insbesondere aus exokrinen Drüsenzellen besteht, die ihr Sekret “nach aussen” abgeben, also nicht ins Blut, sondern in diesem Falle in den Bauchraum, werden dann Pankreasenzyme innerhalb der Pankreasloge freigesetzt, also der unmittelbaren Umgebung des Organs. Dies kann durch die verdauenden Enzymeigenschaften eine sog. Nekrotisierung (Zellsterben) verursachen (ca. 15-20% der Fälle), wodurch Abszesse (Eiteransammlungen) und überschießende Entzündungsreaktionen ausgelöst werden können, die auch den Kreislauf aus dem Gleichgewicht bringen können. Daher kann eine akute Pankreatitis schwerwiegend verlaufen und eine intensivmedizinische Behandlung notwendig werden. 

Eine häufige Ursache für eine akute Pankreatitis sind Gallensteine, die die gemeinsame Endstrecke des Ausführungsganges verschließen. Weitere Ursachen können exzessiver Alkoholkonsum oder bestimmte Medikamente sein. 

Therapieoptionen – OP sinnvoll?

Die Therapie kann langwierig sein. Im Vordergrund stehen die Unterstützung des Körpers mit Flüssigkeiten, Schmerztherapie und eine Kreislaufstabilisierung bei schweren Entzündungsreaktionen auf einer Intensivstation. Antibiotika helfen dabei nur selten. 

Bei nicht abklingender Pankreatitis kann im Falle von Nekrosen und Abszessen in seltenen Fällen eine Drainierung (z.B. CT-gesteuerte Punktion) oder operative Entfernung des betroffenen Gewebes und Spülung des Bauchraumes indiziert sein. Sollten sich nach einer abgeklungenen Pankreatitis Zellreste, ausgetretenes Pankreas-Sekret (Pankreasfistel) oder ein entstandener Abszess zu einer Kapsel bilden, spricht man von einer Pseudozyste. Bei Beschwerden kann eine Entlastung in den Magendarmtrakt im Rahmen einer Spiegelung erfolgen. Nur falls dies nicht endoskopisch möglich ist, ist die Operation Mittel der Wahl zur Anlage einer Verbindung zwischen der Pseudozyste mit dem Magendarmtrakt zum Ablauf. 

Falls ein Gallenstein ursächlich ist, kann mit einer ERCP (endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie, ähnlich einer Magenspiegelung) der Stein meist entfernt werden. Nach Abklingen der Entzündung sollte eine operative Entfernung der Gallenblase (häufig minimal-invasiv möglich) erfolgen.

(Autor: Dr. med. Benedict Kinny-Köster - Chirurg)


Symptome
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Plötzlicher Oberbauchschmerz, auch gürtelförmig (in den Rücken ausstrahlend)
  • Bei Gallensteinen kolikartiger Bauchschmerz
  • Kreislaufsymptomatik (Fieber, hoher Puls, niedriger Blutdruck, geringe Urinausscheidung)
  • Evtl. Gelbfärbung der Haut

 

Risikofaktoren
  • Gallensteine
  • Alkoholkonsum, insb. exzessiv
  • Medikamente
  • Genetische Prädisposition
  • Ursache unklar

 


Chronische Pankreatitis

Häufige Ursachen sind Alkoholkonsum, Rauchen, bestimmte Medikamente, Autoimmunprozesse oder genetische Prädisposition

Bei der chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse besteht in der Regel ein länger andauernder Reiz, der zu chronischen Veränderungen des Drüsengewebes führt. Die Erkrankung verläuft in wiederkehrenden Schüben. Das umliegende Gewebe sowie das Pankreas selbst fibrosieren (verhärten), es können Steine im Pankreasgangsystem oder Einengungen des Ausführungsganges (Stenosen) entstehen. Wie bei der akuten Pankreatitis ist die Bildung von Nekrosen, Abszessen und Pankreasfisteln sowie im Verlauf von einigen Wochen eine Organisation (Umbildung) dieser Bereiche zu Pseudozysten möglich (ca. 20% der Fälle). 

Ursachen sind insbesondere chronischer Alkoholkonsum, Rauchen, bestimmte Medikamente, ein Autoimmunprozess oder eine genetische Prädisposition. In ca. 15% der Fälle wird eine Ursache nicht eindeutig festgestellt. 

Therapieoptionen – OP sinnvoll? 

Entscheidend in der Behandlung ist eine Beendigung des chronischen Entzündungsreizes, z. B. die Abstinenz von Alkohol oder Rauchen. So können die chronische Pankreatitis und Umbauprozesse des Organs gestoppt werden. Bereits entstandene Schäden regenerieren sich jedoch nicht. 

Vergleichbar mit der akuten Pankreatitis ergibt sich die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung im Falle einer überschießenden Immunantwort, wenn der Kreislauf betroffen ist. Bei stets wiederkehrenden Schüben und insbesondere bei stärksten therapierefraktären (durch Therapie nicht beeinflussbaren) Schmerzen ist eine operative Entfernung von betroffenem Gewebe möglich. Hierbei sind je nach Befallsmuster des Pankreas unterschiedliche Techniken relevant. In einigen Fällen können der Zwölffingerdarm und umliegende Strukturen erhalten werden, sodass nur der Pankreaskopf oder ein anderes Bauchspeicheldrüsensegment entfernt bzw. „ausgeschält“ wird (spezielles OP-Verfahren, welches nur bei der chronischen Pankreatitis möglich ist). 

Eine Studie unter Leitung von Forschern der Heidelberger Chirurgie konnte zeigen, dass außerdem eine „Whipple-Operation“ (Entfernung des Pankreaskopfes mit dem Zwölffingerdarm) bei geringerer Komplikationsrate einer Zwölffingerdarm-erhaltenen Operation in Bezug auf den langfristigen Therapieerfolg eine vergleichbar erfolgreiche OP-Technik darstellt. 

Bei Befall des gesamten Organs kann eine vollständige Entfernung des Pankreas (totale Pankreatektomie) notwendig sein.  
Falls Steine im Ausführungsgang des Pankreas oder Engstellen Auslöser von Beschwerden sind, ist eine Behandlung mittels ERCP und ggf. Steinentfernung oder Stenteinlage möglich.

(Autor: Dr. med. Benedict Kinny-Köster - Chirurg)

Symptome
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Gürtelförmiger, anhaltender Oberbauchschmerz (auch therapierefraktär)
  • Evtl. Gewichtsverlust aufgrund einer Verdauungsstörung (exokrine Insuffizienz)
  • Evtl. Diabetes mellitus aufgrund einer gestörten Insulinproduktion (endokrine Insuffizienz)
  • Evtl. wiederkehrende Gelbfärbung der Haut

 

 

Risikofaktoren
  • Alkoholkonsum, insbesondere chronisch
  • Rauchen
  • Medikamente
  • Genetische Prädisposition und Autoimmunprozess
  • Ursache unklar

 

logo