Es gibt zum Thema einer erkrankten Bauchspeicheldrüse sicher viele Dinge, die Sie genau wissen möchten. Diese Liste ist eine Zusammenstellung oft gestellter Fragen mit den dazugehörigen Antworten.
Die Bauchspeicheldrüse bzw. das Pankreas liegt versteckt hinter dem Magen und vor der Wirbelsäule.
Sie ist eine gelbliche, ca. 15 cm lange, 5 cm breite und 2-3 cm dicke Drüse, die ca. 80 - 120 g wiegt. Sie wird in Pankreaskopf, Pankreaskörper und Pankreas-Schwanz unterteilt. Der Bauchspeicheldrüsenkopf , durch den ein Teil des Gallenganges zieht, steht in naher Beziehung zum Zwölffingerdarm, dem Duodenum. Der Bauchspeicheldrüsen-Schwanz reicht auf der linken Seite bis zur Milz. Der Bauchspeicheldrüsen-Körper liegt gerade vor dem Ursprung wichtiger Gefäße aus der Aorta , die die Leber, den Magen, den oberen Darm und auch die Bauchspeicheldrüse mit Blut versorgen.
Die Bauchspeicheldrüse erfüllt zwei Hauptaufgaben:
1. Sie ist wichtig für die Verdauung (exokrine Funktion).
2. Sie steuert die Blutzucker-Regulation (endokrine Funktion).
Verdauung: Im Pankreas werden Verdauungsenzyme gebildet , die der Aufspaltung der mit dem Essen aufgenommenen Nährstoffe dienen, nämlich den Kohlehydraten (Amylase), Fetten (Lipase) und Eiweissen (Protease). Das Pankreas gibt diese Verdauungsenzyme an den Zwölffingerdarm in Form eines klaren, durchsichtigen Sekretes ab, dem sogenannten Bauchspeichel. Ferner bildet die Bauchspeicheldrüse Bikarbonat, um den saueren Magensaft zu neutralisieren.
Die Zusammensetzung des Bauchspeichels wird über Hormone gesteuert und je nach Fettgehalt und Säuregrad des Essens reguliert. Die Menge des Sekrets wird ebenfalls durch die aufgenommene Nahrung beeinflusst und liegt zwischen 1500 ml und 3000 ml am Tag. Dieses Sekret ist sehr verdauungsaktiv. Damit sich die Drüse bei der Bildung nicht selbst schädigt, werden in dem Organ noch nicht wirksame Vorstufen produziert, die erst im Dünndarm ihre Wirkkraft erlangen.
Es besteht bei akuter Pankreatitis (akute Bauchspeicheldrüsenentzündung) und nach Operationen an der Bauchspeicheldrüse die Gefahr, dass das Sekret im Pankreas selbst aktiv wird oder in die Bauchhöhle gelangt. Dabei kann das Sekret das Gewebe, mit dem es zusammenkommt, zersetzen.
Blutzucker-Regulation: Versprengt über das gesamte Pankreas findet man Zellgruppen, die sogenannten Langerhansschen Inseln, in denen Hormone, also Botenstoffe des Organismus, gebildet werden. Diese Hormone, Insulin und Glukagon, dienen überwiegend dem Kohlenhydratstoffwechsel. Sie gelangen nicht über das Sekret in den Darm, sondern über das Blut in alle Organe (Leber, Gehirn, Herz) in denen Glukose als wesentliche Energiequelle für die Zellen umgesetzt wird.
Ohne Insulin aus dem Pankreas entsteht Diabetes, die Zuckerkrankheit. Neben dem Insulin und dem Glukagon werden in der Bauchspeicheldrüse noch andere Hormone produziert, wie das Somatostatin und das pankreatische Polypeptid. Alle diese Hormone sind am Stoffwechsel beteiligt.
Die Bauchspeicheldrüse produziert wichtige Enzyme. Es werden täglich 1500 ml bis 3000 ml enzymhaltiges Sekret gebildet. Dabei werden in der Drüse 60 g Eiweiß umgesetzt. Das ist eine große Stoffwechsel-Leistung. Dieses Verdauungssekret wird durch spezialisierte Zellen in der ganzen Drüse produziert. Es entsteht zunächst eine unwirksame Vorstufe, das in ein weit verzweigtes Gangsystem geleitet und schließlich in einem Hauptgang, dem sogenannten Ductus pancreaticus, gesammelt und in den Zwölffingerdarm abgegeben wird. Kurz vor der Einmündung in den Zwölffingerdarm gesellt sich zu diesem Bauchspeicheldrüsen-Sekret der Gallensaft, der aus der Leber kommt. Diese Sekrete werden in den Zwölffingerdarm geleitet, die Mündungsstelle heißt Papilla Vateri. Im Zwölffingerdarm (Duodenum) werden die Bauchspeicheldrüsen-Enzyme aktiviert, d.h. in ihre wirksame Form überführt. Jetzt kann die aus dem Magen kommende Nahrung verdaut werden.
Die Bauchspeicheldrüse produziert mehr als 20 verschiedene Verdauungsenzyme, die die Nahrung in kleinste Bausteine zerlegen. Nur so können sie aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden. Diese Enzyme werden aber erst nach Erreichen des Zwölffingerdarms so umgebaut, dass sie ihre Aufgabe wahrnehmen können. Damit wird verhindert, dass diese Enzyme die Bauchspeicheldrüse selbst verdauen. Die drei wichtigsten Enzyme der Bauchspeicheldrüse heißen:
Die Zerlegung der Nahrungsbestandteile in kleinste Stücke ist notwendig, damit der Körper diese über den Darm aufnehmen kann. Fehlen die Bauchspeicheldrüse-Enzyme, werden die Kohlenhydrate (Stärke etc.), Eiweiße und Fette nicht richtig zerlegt, und der Darm ist nicht fähig, die Nährstoffe in das Blut zu transportieren. Die Folge ist, dass unverdaute Speisen im Darm weiter befördert werden. Dies führt zu Durchfällen, Blähungen und auch Bauchkrämpfen. Zudem kommt es durch Fehlen der Aufnahme der Nahrung in den Körper zu einer stetigen Gewichtsabnahme, dem Mangel lebenswichtiger Vitamine und Funktionsstörungen anderer Organe, denen dadurch die Energie fehlt.
Die Bauchspeicheldrüse produziert, neben den Verdauungsenzymen auch ein wichtiges Hormon, das Insulin. Dieses wird in speziellen Inselzellen produziert, die in kleinen Gruppen in der ganzen Drüse zu finden sind. Diese sogenannten Langerhansschen Inseln machen nur ca. 2,5 g der 80 - 120 g wiegenden Drüse aus. Man findet ca. 1,5 Millionen Inseln im Pankreas. Von dort aus wird das Insulin direkt aus der Bauchspeicheldrüse ins Blut abgegeben. Dieses Hormon ist entscheidend für die Blutzucker-Steuerung.
Es öffnet dem Zucker gewissermaßen die Türen zu allen Körperzellen. Von den verschiedenen Zuckermolekülen ist der Traubenzucker (Glukose) das wichtigste. Alle Zellen sind auf Traubenzucker angewiesen. Ohne ihn geht die Zellfunktion verloren. Andererseits sind die Zellwände eigentlich so beschaffen, dass sie den Durchgang von Glukose verhindern. Nach der Aufnahme aus dem Darm ins Blut ermöglicht Insulin als Botenstoff den Übertritt der Glukose vom Blut in die Körperzellen.
Gibt es zu wenig oder gar kein Insulin mehr, kann die Glukose nicht vom Blut in die Körperzellen gelangen. Dadurch steigt der Blutzucker an, was für den Menschen lebensgefährliche Folgen hat. Diabetiker haben einen solchen mehr oder weniger ausgeprägten Mangel an Insulin.
Das Pankreas produziert ein weiteres wichtiges Hormon, das Glukagon. Es wird auch in den Inselzellen gebildet. Glukagon ist der Gegenspieler des Insulins. Wenn durch einen zu niedrigen Blutzucker Gefahr für die Funktion der Zellen entsteht, setzt Glukagon aus Reserven im Körper, besonders in der Leber, Glukose frei und der Blutzucker steigt. Beim Fehlen der Bauchspeicheldrüse entfällt dieses wichtige Sicherheits-Hormon. Das muss bei der Behandlung pankreasoperierter Patienten berücksichtigt werden.
Die Produktion von Bauchspeicheldrüsenenzymen und von Insulin sind weitgehend unabhängig voneinander. Kommt es aus irgendeinem Grund zum Schaden am Pankreas, können beide Funktionen unabhängig voneinander gestört werden.
Meistens treten Bauchschmerzen auf, die gürtelförmig sind oder auch in den Rücken ausstrahlen (die Bauchspeicheldrüse liegt im hinteren Teil des Bauches, daher Rückenschmerzen). Die Schmerzen können ganz plötzlich und heftig auftreten (akute Pankreatitis) oder immer wieder (chronische Pankreatitis) oder langsam zunehmend (Pankreastumor).
Andere Symptome der Pankreaserkrankung sind Durchfall, Völlegefühl und Blähungen (Verdauungsstörungen) oder Diabetes (Zuckerkrankheit).
Es entwickeln sich meist Schmerzen im Oberbauch und in der Mitte des Bauches mit Ausstrahlung in die Flanken (gürtelförmig) und in den Rücken.
Wenn bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, suchen Sie bitte gleich den Hausarzt oder die Hausärztin auf und schildern Ihre Beschwerden, er wird Sie untersuchen und weitere Tests - wie Laborkontrolle und Ultraschalluntersuchungen - veranlassen. Es ist dringend - bitte sorgen Sie sich um einen raschen Termin.
Das Pankreaskarzinom ist der Fachbegriff für einen Bauchspeicheldrüsenkrebs. Das ist eine sehr ernste Erkrankung, bei der man sehr schnell handeln muss. Je früher man die Erkrankung erkennt, umso besser kann man helfen.
Neben dem Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin und der körperlichen Untersuchung zu Hause kommen bei uns Labortests, Ultraschall, Computertomographie (Röntgen), Magnetische Resonanztomographie (MRT) und auch eine Spiegelung des Zwölffingerdarms mit röntgenologischer Darstellung der Gallen- und Pankreasgänge (ERCP) in Frage und zum Einsatz. Wenn keine Sicherheit auf diese Weise erreicht werden kann, muss über eine Bauchspiegelung oder Probeoperation eine Klärung erfolgen.
Ein Pankreaskarzinom kann nur durch eine radikale onkologische Tumorresektion geheilt werden, also eine Operation, bei der alles befallene Gewebe entfernt wird. Dies geschieht in Verbindung mit einer modernen multimodalen Krebstherapie, das heisst, die Krankheit wird zusätzlich von verschiedenen Ansatzpunkten her bekämpft (= multimodal). Diese umfasst vor allem eine medikamentöse Chemotherapie und seltener auch eine Bestrahlung. Neben diesen oft sehr intensiven Therapien ist auch eine ganzheitliche Behandlung von etwaigen krankheits- oder therapiebedingten Folgeerscheinungen unerlässlich.
Am EPZ bieten wir dazu mit unseren Partnern spezifische Therapien zur Regulierung der endokrinen (Blutzucker) und exokrinen Funktion (Verdauungsenzyme) der Bauchspeicheldrüse, Ernährungsberatung, Schmerztherapie sowie psycho-onkologische Unterstützung an.
Mehr darüber finden Sie unter Pankreaskarzinom
Die akute Pankreatitis ist eine gerade jetzt ablaufende Entzündung der Bauchspeicheldrüse, häufig ausgelöst durch Gallensteine, die den Pankreas-Gang verstopfen, oder durch zu viel Alkohol, der die Zellen des Pankreas schädigt. Im Gegensatz dazu spricht man von chronischer Pankreatitis, wenn sie sich dauerhaft ausprägt.
Die akute Pankreatitis ist immer eine gefährliche Krankheit, sie sollte im Krankenhaus behandelt werden. Durch die Entzündung schwillt das Organ an, es kann zu Einblutungen, Selbstverdauung und Mitbeteiligung anderer Organe kommen. 85% der akuten Pankreatitis verlaufen mild, 15% sind lebensgefährlich.
Mehr darüber finden Sie unter akute Pankreatitis
Eine Operation sollte bei akuter Pankreatitis nur bei Komplikationen erfolgen, bei chronischer Pankreatitis im Spätverlauf (nach 3 bis 5 Jahren).
Bei Tumoren wird sie in allen Frühstadien durchgeführt, sobald wir sie diagnostiziert haben, und in mittleren Stadien, wenn sie noch keine Fernmetastasen, also Ableger, beispielsweise in Leber oder Lunge gebildet haben.
Ein Pankreaskarzinom kann nur durch eine radikale onkologische Tumorresektion geheilt werden, also eine Operation, bei der alles befallene Gewebe entfernt wird. Dies geschieht in Verbindung mit einer modernen multimodalen Krebstherapie, das heisst, die Krankheit wird zusätzlich von verschiedenen Ansatzpunkten her bekämpft (= multimodal). Diese umfasst vor allem eine medikamentöse Chemotherapie und seltener auch eine Bestrahlung. Neben diesen oft sehr intensiven Therapien ist auch eine ganzheitliche Behandlung von etwaigen krankheits- oder therapiebedingten Folgeerscheinungen unerlässlich. Am EPZ bieten wir dazu mit unseren Partnern spezifische Therapien zur Regulierung der endokrinen (Blutzucker) und exokrinen Funktion (Verdauungsenzyme) der Bauchspeicheldrüse, Ernährungsberatung, Schmerztherapie sowie psycho-onkologische Unterstützung an.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sind immer behandlungsbedürftig, entweder nur mit Medikamenten oder auch mittels Operation. Die Risiken einer Operation sind gering, wenn die Operation in einem Zentrum mit großer Erfahrung gemacht wird, aber abhängig von Art und Umfang der Operation natürlich unterschiedlich. Sie sind höher, wenn sie in einem Krankenhaus mit geringer Operationsfrequenz an der Bauchspeicheldrüse gemacht wird. Über das aktuelle Risiko Ihrer Operation werden wir sie sorgfältig und eingehend beraten bzw. informieren.
Die Pankreas-Transplantation erfolgt nur bei jungen Diabetikern, wenn gleichzeitig eine schwere Nierenfunktions-Störung vorliegt. Alle anderen Patienten werden mit Insulin behandelt.
Die Behebung des Diabetes mittels Transplantation ist durchaus möglich! Das allein ist aber kein Grund, die Transplantations-Risiken auf sich zu nehmen: Man geht sie im Wesentlichen nur bei jungen Diabetikern ein, bei denen gleichzeitig eine Nierenschädigung vorliegt.
Ja. Es ist manchmal durchaus nötig, den Pankreas vollständig zu entfernen. Dann sind allerdings Medikamentengaben und ein angepasster Lebensstil unumgänglich.
Mehr darüber finden Sie unter Totale Pankreasektomie.
Nein, nur wenn mehr als 60 bis 90% der Bauchspeicheldrüse wegfallen, oder wenn die Drüse durch chronische Entzündung bereits geschädigt ist, entsteht ein Diabetes.
In der Regel kann man normal essen. Man sollte mehr als drei, am besten 5 - 6 Mahlzeiten täglich zu sich nehmen. Nach großen Bauchspeicheldrüsen-Operationen muss man den Fettkonsum einschränken bzw. an die Verträglichkeit anpassen und zu jeder Mahlzeit Verdauungsenzyme einnehmen. Die Lebensqualität ist aber nach Bauchspeicheldrüsen-Operationen gut.
Die Erkrankungen der Pankreas verursachen üblicherweise grosse Schmerzen im Oberbauch oder vorderen Bauch, die dann in die Flanken und den Rücken ausstrahlen. Das ist oftmals der Grund, den Arzt oder die Ärztin zu besuchen, und sie müssen zunächst medikamentös bekämpft werden, neben der Behandlung der Grunderkrankung. Falls eine Operation nötig wird, sollten die Schmerzen damit behoben werden.
Das Pankreas Zentrum verfügt über alle Spezialisten, die sich seit vielen Jahren mit Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen beschäftigen und in allen Bereichen über die unerlässlich notwendige Erfahrung verfügen. Vor allem die operative Erfahrung ist für gute Langzeitergebnisse enorm wichtig.
Die Kosten werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Das Europäische Pankreas Zentrum hilft Ihnen dabei.
Senden Sie uns ein E-Mail an pankreas@med.uni-heidelberg.de. Sie erhalten innerhalb 24 Stunden eine Nachricht von uns!
Auch wenn Sie eine persönliche Frage haben, senden Sie uns eine E-Mail: pankreas@med.uni-heidelberg.de. Ihre Frage wird rasch und vertraulich beantwortet.
Unter chronischer Pankreatitis versteht man eine chronisch (über lange Zeit) andauernde Entzündung der Bauchspeicheldrüse, in 80% der Fälle ausgelöst durch Alkohol. Durch anhaltende und wiederkehrende Entzündungsschübe der Bauchspeicheldrüse kommt es zur langsamen Zerstörung der funktionstüchtigen Zellen in der Drüse. Diese werden durch narbenartiges Gewebe ersetzt. Die Folge ist, dass das Pankreas seine normale Funktion nicht mehr ausreichend wahrnehmen kann:
1. die Produktion von Verdauungsenzymen, die verantwortlich sind, damit die Nahrung in kleinere Einheiten zerlegt wird und so aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden kann, versiegt. Es entstehen Durchfälle (häufig übelriechend), Gewichtsverlust und Vitaminmangelzustände.
2. die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse werden ebenfalls zerstört. Dadurch wird weniger oder kein Insulin mehr produziert, der Glukosestoffwechsel ist gestört, Diabetes mellitus bildet sich aus.
Ein Hauptsymptom der chronischen Pankreatitis sind starke Oberbauchschmerzen, die oft gürtelförmig sind und in den Rücken ausstrahlen können. Wahrscheinlich haben sie ihren Ursprung in Veränderungen des Nerven-Gewebes in der Bauchspeicheldrüse und in einer Abflussbehinderung aus den Bauchspeicheldrüsengängen. Dabei entsteht ein immer höher werdender Druck in dem Organ. Auch durch Behinderung der Nahrungspassage im Magen und Darm oder massive Blähungen können Schmerzen auftreten. Diese Schmerzen können häufig auch durch stärkste Schmerzmittel nicht mehr beseitigt werden.
Mehr darüber finden Sie unter chronische Pankreatitis
In den westlichen Ländern ist der Alkoholgenuss die häufigste Ursache (80%) der chronischen Pankreatitis. Aber nicht in jedem Fall muss es sich hierfür um anhaltend zu viel Alkoholgenuss handeln. Vielmehr gibt es unterschiedliche "Toleranzgrenzen" für Alkohol, so dass bei manchen Menschen auch eine relativ geringe Menge an Alkohol genügt, um die Krankheit auszulösen.
Neben dieser häufigsten gibt es weitere wichtige Ursachen für die chronische Pankreatitis: chronische Gallensteinleiden, Gendefekte, besondere Anlagen der Bauchspeicheldrüsengänge (Pankreas divisum), Medikamente und Stoffwechselstörungen. Manchmal findet man auch keine Ursache.
Was sind die häufigsten Krankheitszeichen der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung?
Die Therapie richtet sich vor allem nach den Beschwerden des Patienten oder der Patientin. Oft ist das Hauptproblem der Betroffenen der kaum ertragbare Oberbauchschmerz. Als erstes sollte jeder Alkoholgenuss gestoppt werden. Zweitens wird man versuchen, durch Einnahme von Pankreasenzympräparaten die Sekretion der Drüse zu reduzieren und diese damit ruhig zu stellen und gleichzeitig eine ausreichende Verdauungsleistung wiederherzustellen.
Führen diese beiden Maßnahmen nicht zur erwünschten Schmerzlinderung, werden Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Kann damit keine genügende Schmerzlinderung erreicht werden, muss eine Operation erwogen werden.
Zeigt sich durch Fettauflagerungen auf dem Stuhl und/oder Durchfälle, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Verdauungsenzyme produziert, müssen diese durch regelmäßige Einnahme von entsprechenden Medikamenten (z.B. Kreon) ersetzt werden. Das lässt sich auch durch Bestimmung eines in der Bauchspeicheldrüse gebildeten Enzyms, der Elastase, im Stuhl bestätigen. Je nach dem Fettgehalt der Mahlzeit müssen mehr oder weniger Kapseln, die die entsprechenden Enzyme enthalten, mit dem Essen eingenommen werden. Oft muss, damit die Enzyme ihre Wirkung entfalten können, die Säureproduktion im Magen durch sogenannte Säureblocker gehemmt werden.
Schließlich ist auf eine genügende Aufnahme von fettlöslichen Vitaminen (A, D, E, K) zu achten. In schweren Fällen müssen diese durch Spritzen in die Muskulatur gegeben werden. Die Notwendigkeit dieser Gaben lässt sich durch Vitaminspiegelmessungen im Blut untersuchen.
Wenn die Glukose im Blut ansteigen sollte, ist dies ein Zeichen dafür, dass zu wenig Insulin in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Selten kann durch eine Diät erreicht werden, dass sich der Blutzuckerspiegel normalisiert. Daher braucht der Patient oder die Patientin in der Regel eine Einstellung des Blutzuckers durch regelmäßige Verabreichung von Insulin.
Bei jedem zweiten Fall mit chronischer Pankreatitis wird im Verlauf der Erkrankung eine Operation notwendig. Diese muss sehr sorgfältig ausgeführt werden und sollte daher in spezialisierten Kliniken erfolgen. Es gibt mehrere Gründe, warum operiert werden muss:
Manchmal kann es auch zur Ausbildung von sogenannten "Pseudozysten" kommen (flüssigkeitsgefüllter Hohlraum, der durch die Entzündung entsteht). Das mit Pankreassekret gefüllte Gebilde liegt in oder am Pankreas.
Oft verschwinden Pankreaspseudozysten von selbst wieder ohne jede Behandlung. Allerdings werden sie gelegentlich immer größer und führen so zu lokalen Problemen. Die beste Therapie ist dann die chirurgische Beseitigung oder die Drainage. (Mehr dazu finden Sie auf der Seite “Akute Pankreatitis”).
Der beste Operationszeitpunkt muss mit einem erfahrenen Bauchspeicheldrüsenchirurgen diskutiert werden. Durch eine frühzeitige operative Entfernung des Entzündungsherdes kann eine Erhaltung der Bauchspeicheldrüsenfunktionen (Verdauung, Blutzuckerkontrolle) angestrebt und oftmals erreicht werden.
Operationen an der Bauchspeichedrüse bei chronischer Pankreatitis können in "drainierende" und in "resezierende" Operationen unterteilt werden, also solche, bei denen der Abfluss ermöglicht wird, und solche, bei denen Gewebe entfernt wird. Welches Verfahren verwendet wird, hängt von den Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse ab. Bei den drainierenden Operationen wird der Bauchspeicheldrüsen-Hauptgang auf seiner ganzen Länge eröffnet und mit dem Dünndarm verbunden, so dass das Pankreas-Sekret direkt in den Darm abfließen kann. Beim Vorliegen einer Pseudozyste wird diese eröffnet, dann wird ein Stück Dünndarm auf diese Öffnung genäht, damit die gestaute Flüssigkeit abfließen kann.
Oft ist die Bauchspeicheldrüse schon so entzündlich verändert, dass diese Verfahren nur kurzzeitig die Situation verbessern. Wenn erneut Schmerzen auftreten, ist eine Entfernung (Resektion) des geschädigten Anteils der Bauchspeicheldrüse meist die Therapie der Wahl. Da die Entzündung fast immer im Pankreaskopf am ausgeprägtesten ist, wird dieser dann entfernt.
Heute wird versucht diese Operationen so schonend wie möglich durchzuführen. Das heißt, dass nur das am stärksten geschädigte Bauchspeicheldrüsengewebe reseziert wird. Die umliegenden Organe, wie der Zwölffingerdarm (Duodenum), die Gallenwege und der Magen werden geschont und nicht entfernt.
In besonderen Fällen kann es nötig sein auch diese Organe zu beseitigen. Sollte der Entzündungsherd vor allem im Bauchspeicheldrüsenschwanz lokalisiert sein, wird dieser, möglichst unter Schonung der nahe liegenden Milz, entfernt. Nach Resektion des kranken Bauchspeicheldrüsengewebes wird ein Stück Dünndarm so auf den Rest der Drüse genäht, dass die Verdauungssäfte ungehindert abfließen können.
Diese Operationen an der Bauchspeicheldrüsen sind sehr anspruchsvoll und technisch schwierig. Sie sollten nur an spezialisierten großen Zentren von entsprechend geschulten Chirurgen durchgeführt werden.
Mehr dazu finden Sie unter Meine Operation
Bei Patienten und Patientinnen, bei denen ein Teil oder sogar die ganze Bauchspeicheldrüse entfernt werden musste, kann es je nach Ausmaß der Entfernung zu einer Funktionseinschränkung der Bauchspeicheldrüse kommen. Dabei stehen folgende zwei Probleme im Vordergrund:
Diese Mangelzustände können mit entsprechenden Medikamenten substituiert werden.
Heute sind Präparate auf dem Markt, die die eigenen Enzyme des Pankreas ersetzen (z.B. Kreon). Diese Enzympräparate müssen zu allen Hauptmahlzeiten und auch bei Zwischenmahlzeiten ("Snacks") eingenommen werden. Die nötige Dosierung ist von Patient zu Patient unterschiedlich und richtet sich nach dem Nahrungstyp und schließlich nach dem Beschwerdebild des Patienten. Entscheidend ist, dass unter dieser Therapie ein Völlegefühl und die Durchfälle mit Fettauflagerungen verschwinden. Typischerweise müssen zu den Hauptmahlzeiten mehr Kapseln eingenommen werden als zu den Zwischenmahlzeiten. Wichtig ist, dass die Pankreas-Enzyme mit der Nahrung in Kontakt kommen, damit sie ihre Wirkung erfüllen können. So werden pro Tag zwischen 6-12 Kapseln benötigt. Allerdings kann die Anzahl auch bedeutend höher oder niedriger sein, je nach noch vorhandener Restfunktion des Pankreas und dem Präparat, das in sehr unterschiedlichen Enzyminhalten angeboten wird.
Diese Präparate sind meistens sehr gut verträglich und haben praktisch keine Nebenwirkungen. Ganz selten kann es zu einer allergischen Reaktion kommen.
Sollten sich nach der Bauchspeicheldrüsen-Krankheit oder der Operation hohe Blutzuckerwerte zeigen, ist es notwendig, eine entsprechende Blutzuckertherapie durchzuführen. Anfänglich, und bei nicht stark erhöhten Blutzuckerwerten, kann dies mit Hilfe von angepasster Nahrungsaufnahme und Tabletten erfolgen, die den Zuckerspiegel beeinflussen. Allerdings wird durch den Wegfall der insulinproduzierenden Zellen häufig eine Insulin-Behandlung notwendig. Für die Insulinbehandlung stehen heute die verschiedensten Insulintypen zur Verfügung, die es erlauben, die Therapie sehr individuell zu gestalten. Es kann speziell auf Ernährungsgewohnheiten geachtet werden. Ziel einer jeden Therapie ist dabei das persönliche Wohlbefinden und eine gute Einstellung des Blutzuckerwertes. Damit können schwere Folgeschäden in der nahen und fernen Zukunft vermieden werden. Speziell in der Anfangsphase ist eine engmaschige Betreuung durch den Hausarzt oder Spezialisten erforderlich.
Es ist möglich, dass im Rahmen einer Bauchspeicheldrüsen-Operation die Milz mit entfernt werden musste.
Es ist gut möglich, ohne Milz zu leben. Die Milz spielt eine gewisse Rolle in der Immunabwehr des Menschen. Ohne Milz ist man empfindlicher für bakterielle Infektionen. Diese können zu lebensgefährlichen Erkrankungen werden. Um die Patienten vor Infektionen zu schützen, sollte man nach der Operation eine entsprechende Impfung erhalten. Hier ist besonders die Pneumokokken-Infektion Impfung zu nennen. Nach etwa 3 bis 5 Jahren müssen nach den heutigen Richtlinien diese Impfungen wiederholt werden. Weiterhin sollte der Patient oder die Patienin beim Auftreten einer Infektionskrankheit die hausärztliche Betreuung aufsuchen und auf die Tatsache aufmerksam machen, dass er oder sie keine Milz mehr hat. Dort wird dann entscheiden, ob eine antibiotische Therapie notwendig ist.
Weiterhin kann es nach einer Milzentfernung zu einem Anstieg der Blutplättchen (Thrombozyten) kommen. Es ist wichtig, diese regelmäßig zu kontrollieren. Bei zu hohem Anstieg der Blutplättchen kommt es zu einer Thrombose-Neigung. Bei einem entsprechend zu hohem Anstieg, wird Ihnen Ihr Arzt oder Ihre Ärztin vorübergehend Medikamente verordnen, um die Thrombose-Gefahr zu verringern.
Das Pankreas entsteht in seiner Entwicklung aus zwei Teilen, die sich während der Wachstumszeit des Embryos normalerweise zusammenfügen.
Dabei verschmelzen diese beiden Anteile der Drüse einschließlich der separaten Gänge zu einem Organ, indem der weiter vorn (ventral) gelegene Anteil nach hinten wandert
Im Lauf der Embryonalentwicklung kann es zu Störung beim Zusammenfügen des Pankreas kommen, die dann in manchen Fällen zu Erkrankungen führen können.
Hier kommt es in der frühen Entwicklungsphase bei der Wanderung des ventralen Anteils der Bauchspeicheldrüse zu einer Umschlingung eines Teils des Zwölffingerdarmes oberhalb der Papille und damit zu einer Passagebehinderung des Speisebreies.
Die ersten Krankheitszeichen treten entweder im frühen Kindesalter oder beim Erwachsenen auf. Sie sind gekennzeichnet durch Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch, selten wird auch ein Ikterus (Gelbverfärbung der Haut) beobachtet. Eine akute oder chronische Pankreatitis kann durch die Abflussbehinderung des Bauchspeicheldrüsensekretes auftreten.
Bei dieser Anomalie verschmelzen die beiden Gangsysteme der Bauchspeicheldrüse nicht miteinander, während das eigentliche Gewebe zusammenfindet. So bleiben zwei in den Dünndarm mündende Gänge bestehen.
Das Sekret aus dem hinteren (dorsalen) größeren Anteil wird über den sogenannten Duktus Santorini über eine "Minorpapille" abgeleitet. Der vordere kleinere (ventrale) Abschnitt entleert sein Sekret über den Duktus Wirsungianus über die "Majorpapille". In diesen Abschnitt mündet auch der Gallengang (Duktus choledochus).
Die Häufigkeit dieser Variation wird unterschiedlich zwischen 3 und 10 % in der Gesamtbevölkerung angegeben. In der Regel ist das auch nicht behandlungsbedürftig, wenn keine Beschwerden auftreten. Nur wenn die Minorpapille einen zu engen Ausführungsgang im Papillenbereich hat, führt das zu Abflussbehinderungen des Bauchspeichels, die zu einer akuten oder chronischen Pankreatitis führen können.
Die Behandlung besteht in einer Weitung des Ausführungsganges. Zunächst versucht man das durch eine endoskopische Papillenschlitzung oft mit Einlage eines Röhrchens(stent, bzw. Prothese). In den meisten Fällen ist das aber keine dauerhafte Lösung.
Man kann heute mit einer Papillenplastik-Operation diese Gangverengung erweitern, ohne dass dabei die Bauchspeicheldrüse oder Teile von ihr entfernt werden müssen.